Der Kompostregenwurm (Eisenia foetida und Eisenia andrei, siehe auch FAQ Kompostwurm) hat ganz aussergewöhnliche Eigenschaften.
Das "Urania Tierreich"(*) charakterisiert Eisenia foetida folgendermassen:
"Eisenia foetida hat sich ganz den ungewöhnlichen Verhältnissen angepasst, die in Kompost-
und Düngerhaufen herrschen. Dieser 6 bis 13 cm lange Regenwurm wird deshalb auch als Mistwurm
bezeichnet, während ihn die Fischer und Angler Goldschwanz nennen."
Beim Gärtner ist er unter der Bezeichnung "Kompostwurm" bekannt. Andere Namen sind u.a. "Tennessee Wiggler", "Roter Kalifornier", "Tigerwurm", "Gelbschwanz".
Man dachte, immer handele es sich um Eisenia foetida. Die verschiedenen farblichen Varianten
wurden auch als "Eisenia foetida andrei" (rötliche Variante) bzw. "Eisenia foetida foetida" (rot mit hellen Querstreifen) bezeichnet. Bedeutende physiologische
Unterschiede konnten zwischen den Varianten bis vor kurzem nicht festgestellt werden.
Neue Untersuchungen zeigen jedoch, dass es nicht nur Unterschiede in der Zusammensetzung der Körperflüssigkeiten gibt. Vielmehr
müssen "Eisenia foetida foetida" und "Eisenia foetida andrei" trotz ihrer engen Verwandtschaft als zwei verschiedene Spezies betrachtet werden (** Dominguez et al., 2005).
Von daher sind die Bezeichnungen "Eisenia foetida" und "Eisenia andrei" vorzuziehen.
Warum dies so ist, kann unter Eisenia andrei nachgesehen werden.
Es soll hier nur erwähnt werden, dass "Eisenia andrei" etwas besser zum Kompostieren geeignet ist, sich noch schneller vermehrt und
möglicherweise etwas höhere Temperaturen verträgt.
Überhaupt sind Eisenia foetida und Eisenia andrei gegenüber Hitze wesentlich toleranter als z.B. die anderen Regenwürmer (z.B. Lumbricus terrestris, Allolobophora caliginosa).
Damit ist nicht nur die Sommerhitze gemeint sondern auch die Hitze, die im Komposthaufen entsteht.
Eisenia foetida und Eisenia andrei sind wohl die einzigen Würmer, welche die Wärmeentwicklung im Kompost nutzen können. Eine höhere
Aktivität und Vermehrungsrate sind die Folgen. Im Gegensatz zu den anderen Regenwürmern haben sie das Potential
Tausend Nachkommen pro Jahr zu erzeugen. Bei dauerhaften Temperaturen über 30 Grad würden jedoch
auch sie schlapp machen und sich in Bereiche verziehen, in denen es nicht ganz so heiss ist.
Ist Eisenia foetida nun in Deutschland heimisch und könnte somit spontan in den Kompost einwandern?
Hierüber wird mitunter heftig diskutiert. Eigene Untersuchungen an einem Dutzend Komposten im Raum Wiesbaden
ergaben, dass er nur in einem einzigen Kompost vorzufinden war. Ob ein vorheriger Nutzer des Grundstücks ihn
früher einmal zugekauft und ausgesetzt hatte, konnte nicht geklärt werden.
Da Eisenia foetida mittlerweile auf allen Kontinenten vorkommt, ist tatsächlich nicht auszuschliessen, dass
er auch spontan eingewandert sein könnte.
Ursprünglich war er nach Angaben des Urania Tierreichs (*) "sicher nur im nördlichen Eurasien und vielleicht in Nordamerika beheimatet"
Er gehört zu den Oligochaeten, die sich leicht verschleppen lassen und daher durch menschliche Transportaktivitäten
in alle Himmerlsrichtungen verteilt werden.
(*) Urania Tierreich in sechs Bänden, Wirbellose 2, S. 83, Urania Verlag 1994
(**) Jorge Dominguez, Alberto Velando, Alfredo Ferreiro, Pedobiologia 49 (2005) 81-87: "Are Eisenia fetida (Savigny, 1826) and Eisenia andrei Bouché (1972) (Oligochaeta, Lumbricidae) different biological species?" Departamento de Ecoloxia e Bioloxia Animal, Universidade de Vigo, E-36200 Vigo, Spain